Traditionspflege und Realität gehören zusammen

Dreiundsechziger Salzmanier treffen sich alle fünf Jahre in Schnepfenthal

Am 29. August war es wieder soweit: wir, die ehemaligen Schülerinnen und Schüler der Klasse B1 des Jahrgangs 1959-1963 trafen uns an der Stätte unserer Strum- und Drangzeit. Nun ist es schon das 9. Klassentreffen, seitdem wir das Abi an der Salzmannschule abgelegt hatten.

Was macht eigentlich den Reiz eines solchen Treffens aus? Die Erinnerung an das gemeinsame Drücken der Schulbank ist nur die eine Seite. Vor allem ist es die berufliche Entwicklung eines jeden einzelnen Klassenkameraden, die uns interessiert.

Wenige Jahre nach Verlassen der "Penne" waren solche Etappen, wie Berufsausbildung, Studium, Armeezeit und Familiengründung aktuell. Die 70er und 80er Jahre waren von beruflichem Aufstieg und bescheidenen materiellen Freuden (Neubauwohnung, PKW-Anmeldung, Bulgarienreise usw.) geprägt.

Große Neugierde dann beim ersten Treffen nach dem politischen Umsturz in der DDR: wie haben wohl die anderen Freunde den Sprung in's marktwirtschaftliche Eiswasser überstanden? Fazit heute: unsere Truppe spiegelt die Struktur der ostbundesdeutschen Gesellschaft wider. Einer ist Millionär geworden und hat sich auf seinem Anwesen in Spanien niedergelassen. Die meisten der Anderen stehen im Arbeitnehmerverhältnis, z. B. als Ingenieur, Lehrer, Angestellter und Beamter, oder sie sind kleine Selbständige und Freiberufler. Einige wenige schließlich erscheinen in der Statistik des Herrn Jagoda (oder auch nicht) mit ALHI, ALG, UHG oder Vorruhestandsgeld. Wie wohl das Verhältnis beim nächsten Klassentreffen in fünf Jahren aussehen wird?

So wie bei jedem Treffen wurde auch diesmal nicht nur geschwatzt, gegessen und getrunken, getrunken, getrunken..., sondern auch etwas für die geistig-kulturelle Betätigung unternommen. Salzmanns Philanthropin selbst und die alte Stadt Waltershausen geben dazu zahlreiche Grundlagen.

Schulleiter Andreas Schreiner und der Sekretär des Freundeskreises Salzmannschule, Dr. Falko Kuhn, zeigten uns das Video und erläuterten bei einem Rundgang die jüngste Entwicklung des Gymnasiums. Mancher unserer Salzmanier dachte dabei nach, wie er die schwachen 60er Jahrgänge im Freundeskreis stärken kann, hat doch der Verein maßgeblichen Anteil an der Weiterführung des Internats und an der lebendigen Traditionspflege der berühmten Bildungseinrichtung.

In der Hardt auf dem Geizenberg betätigten sich vor 200 Jahren unter Leitung des Salzmannschen Turnlehrers GuthsMuths die Schnepfenthäler Zöglinge bei neuartigen Leibesübungen. Wir taten es ihnen gleich und wanderten in Richtung Waltershausen. Die restaurierte Trost-Orgel in der prächtigen Barockkirche war unser erstes Ziel. Der Kantor sorgte für ein Ohrenschmaus mit ausgewählten Musikstücken bekannter Meister. Stadtführer Hans Roth vermittelte uns anschließend viele interessante Informationen aus der Waltershäuser Stadtgeschichte. Auch wußte er so manche schmunzelnswerte Anekdote über das sanierte Rathaus mit freigelegtem Festsaal und Bohlenstube zu erzählen.

Die Harmonie des Menschen ist seine Einheit von Körper und Geist. Höhepunkt für unseres Körpers Gaumen war das Essen im "Schnepfenthaler Körbchen". Dort ging es noch bis in späte Stunden sehr fröhlich zu. Unser ehemaliger Klassenleiter, Heinz Zergiebel, gesellte sich zu uns. Wir versprachen uns beim Abschied, die nächsten 25 bis 50 Jahre im 5er Rhytmus so weiterzumachen.

Wolfgang Möller

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